„Allen Einrichtungen und Fachkräften der Arbeitsweltbezogenen Jugendsozialarbeit (AJS) sind die Bemühungen um den einzelnen jungen Mensch gemein: das Individuum mit seinen Bedarfen, seiner Würde, seiner Lebenssituation steht für sie im Mittelpunkt. Der junge Mensch muss realisieren können, dass es für ihn  und seine Bedarfe Ansprechpersonen und Unterstützungsstellen gibt. Nur wenn es gelingt, diesen Anspruch einzulösen, können wir so etwas wie Bedarfsgerechtigkeit herstellen“, so Klaus Umbach, Vorsitzender Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit Bayern (LAG JSA). Mit diesem Apell wurde der erste Fachaustausch der AJS in Stein bei Nürnberg mit ca. 50 Besuchern eröffnet.

Es fand ein reger, trägerübgreifender Austausch statt.

Obwohl die berufliche und soziale Integration junger benachteiligter Menschen in Bayern eine lange Tradition hat, verlangen wechselnde und oft schwierige Finanzierungsbedingungen ein ständiges Jonglieren mit unterschiedlichen Finanzierungsquellen. Die Jugendlichen von heute sind nicht die Jugendlichen von gestern, es zeichnen sich ganz andere Bedarfe und Ausgangssituationen der jungen Menschen ab und erfordern ein Umdenken bei den Fachkräften und bei der Ausgestaltung der Angebote. Immer mehr junge Menschen sind obdachlos und das erfordert von den Einrichtungen einen Zugriff auf Wohnraum, evtl. Jugendwohnen. Alle Beteiligten wünschen sich freiere Rahmenbedingungen, um mehr Zeit und Möglichkeit der individuellen Betreuung für den jungen Menschen zu finden. Das sind die Herausforderungen der nächsten Jahre. Zudem leidet die Jugendsozialarbeit unter dem Fachkräftemangel, adäquate sozialpädagogische Fachleute zu finden ist schon jetzt schwer.

Prof. Helmut Arnold von der Fachhochschule Kärnten zeigte in seinem Fachvortrag Konsequenzen für die AJS auf, die sich aus dem Wandel der Lebenswelten von Jugendlichen und den Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt ergeben. Er bestätigte damit indirekt die Forderung der Fachkräfte und die Ergebnisse aus dem Expertenfachgespräch von Volker Sommerfeld, VH Landkreis Hof, Peter Engelhardt, Geschwister-Gummi-Stiftung und Irena Kotyrba, LAG Arbeit Bayern. Dabei war man sich einig, dass viele junge Menschen immer mehr ausgegrenzt werden, da sie keine individuellen Unterstützungen finden. Hinzu komme, dass jetzt junge Menschen auf dem ersten Arbeitsmarkt eine Stelle finden, die man früher nicht ausgebildet oder beschäftigt hat. Demnach wendet sich die AJS jetzt jungen Menschen mit ganz besonderen Problem- und in ganz besonderen Lebenslagen zu. Das seitens der Fördergeber vorgegebene Denken in Förderketten wird von den Fachkräften einhellig als kontraproduktiv angesehen. Somit werden im Vorfeld schon die Zielvorgaben für die Einrichtung, die Fachkraft und den jungen Menschen vorgegeben werden, ohne dabei auf die Bedarfe des hilfesuchenden jungen Menschen zu schauen. Hier finden Sie die Präsentation von Prof. Arnold: prof-h-arnold-vortrag-fachaustausch

Zentralisierte Strukturen, standardisierte Instrumente und Maßnahmenformen behindern die Fachkräfte bei ihrer Arbeit und den Erfolg.

Die an diesem Tag erarbeiteten Lösungen, Ergebnisse und Forderungen nimmt die LAG Jugendsozialarbeit jetzt auf, so Klaus Umbach. “Wir werden sie entsprechend weiterbearbeiten, bündeln, zuspitzen und in die entscheidenden Strukturen weitertragen, damit es bedarfsgerechte Angebote in Bayern auch in Zukunft noch gibt!“.