Geschichte des Gütesiegels „Soziale und berufliche Integration“ und Qualitätsentwicklung der AJS in Bayern
Federführung der Qualitätsoffensive und des Gütesiegelprozesses
Institut für Praxisforschung und Projektberatung, Ringseisstraße 8, 80337 München, https://www.ipp-muenchen.de
Chronologie
1999
- Arbeitstagung Qualitätsoffensive BBJH – Bayern
Ab 2000
- 2000 erste Infoveranstaltung zu den Grundbegriffen des Qualitätsmanagements
- 2000 – 2002 Schulung der ersten Qualitätskoordinator*innen für die Arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit
Ab 2002
- Qualitätsoffensive für die Arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit in Bayern mit finanzieller Unterstützung des Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales
1. Durchführung von Qualitätsmanagementprozessen zu allen relevanten Schlüsselprozessen in der Arbeitsweltbezogenen Jugendsozialarbeit in folgenden Einrichtungen:
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- Jugendwerkstatt Langenaltheim
- Die Junge Werkstatt Augsburg
- Berufshilfe Fürth Arche gGmbH
- CAH Cham
2. Durchführung eines übergreifenden Prozesses unter Einbindung von 9 Einrichtungen: „Einrichtungsübergreifende Förderplanentwicklung und computergestützte Dokumentation“
3. Ausgewählte Einzelprozesse in Einrichtungen der Arbeitsweltbezogenen Jugendsozialarbeit
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- Jugendwerkstatt Kulmbach: Teamentwicklung
- Junge Arbeit Diakonie Hasenbergl: Organisation der Kooperation in dezentralen Einrichtungen
- MABL.e.V. München: Einstellungsverfahren
- Werkstatt R 18 München: Zuweisung ‚geeigneter‘ Jugendlicher
- Werkstatt für Zweiradmechanik: Auftragsvorbereitung
- Ökomobil Garten- und Landschaftsbau München: Controlling, Führungs- und Informationssysteme
- Pro Ju Prien: Förderplangestaltung/individuelle Hilfeplanprozesse
- AWS München: Zusammenarbeit von Handwerk und Sozialpädagogik
- Jagus AWO Waldkraiburg: Teamentwicklung zwischen Sozialpädagogen und Ausbildern vor dem Hintergrund unterschiedlicher Betriebszugehörigkeit.
Kooperation bezogen auf berufspädagogisches Handeln an der Schnittstelle zwischen Jugendhilfe und freier Wirtschaft - Jugendwerkstatt Küps: Gestaltung der Abschlussphase
- Jugendwerkstatt Regensburg: Kooperation mit Unternehmen der freien Wirtschaft
- Stadtwerkeprojekt München: Teamentwicklung zwischen Sozialpädagogen und Ausbildern vor dem Hintergrund unterschiedlicher Betriebszugehörigkeit.
Kooperation bezogen auf berufspädagogisches Handeln an der Schnittstelle zwischen Jugendhilfe und freier Wirtschaft
2003
- Abschluss der Qualitätsoffensive, Verstetigung der Qualitätsentwicklung
2004
- Entwicklung eines Gütesiegels „Soziale und berufliche Integration“ der Arbeitsweltbezogenen Jugendsozialarbeit in Bayern
- Partizipation aller Berufsgruppen der AJS bei der
- Entwicklung der Gütesiegelkriterien
- kollegialen Durchführung von Audits
- Evaluation durchgeführter Audits
- Schulung von Auditor*innen für das Gütesiegel
2005
- Einführung des Gütesiegels in der Arbeitsweltbezogenen Jugendsozialarbeit in Bayern
Gütesiegel der LAG Jugendsozialarbeit Bayern:
„Angelehnt an das Modell der European Foundation for Quality Management (EFQM) hat die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit Bayern in Zusammenarbeit mit ihren Mitgliedern ein Gütesiegel entwickelt.
Die Realisierung des Projektes erstreckte sich vom ersten Schritt, der Durchführung eines Qualitätstages mit 50 EinrichtungsvertreterInnen im November 2002 über die Einsetzung einer Arbeitsgruppe, die Durchführung von Workshops mit QualitätskoordinatorInnen aus den Einrichtungen, die Schulung der ersten zehn AuditorInnen bis zu den ersten Testläufen im ersten Halbjahr 2005.
Am Ende dieses Prozesses verfügt die Jugendsozialarbeit in Bayern nun über ein differenziertes Instrument zur Verleihung eines Gütesiegels mit feldspezifischen Qualitätsstandards. Den Einrichtungen steht ein Instrument zur Verfügung, mit dem sie ihren Entwicklungsstand und Entwicklungsbedarf realistisch einschätzen und gezielt weiterentwickeln können.
Die Erfahrungen aus diesem Projekt zeigen, dass bei der Einführung feldspezifischer Qualitätsstandards für ein ganzes Arbeitsfeld die Akzeptanz des Verfahrens und der Instrumente bei den MitarbeiterInnen von grundlegender Bedeutung ist. Durch die frühe, kontinuierliche und breite Beteiligung von Fach- und Leitungskräften aus den betroffenen Einrichtungen in allen Phasen des Projektes ist es gelungen, Befürchtungen, Verunsicherungen und inhaltliche Widersprüche zu thematisieren und in einem konsensualen Verfahren zu bearbeiten und letztlich eine gemeinsame inhaltliche und konzeptionelle Linie zu entwickeln.
Das Verfahren eignet sich für Einrichtungen in allen Handlungsfeldern der Jugendsozialarbeit. Als Vorteile gegenüber anderen Verfahren der Qualitätssicherung nennen sehen wir folgende Aspekte:
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- Das Instrument ist weniger formal, sondern mehr inhaltlich ausgerichtet. Es findet kein abstraktes Messen statt, sondern eine konkrete inhaltliche Bewertung, die transparent und nachvollziehbar ist.
- Der erste Schritt, der schon qualitätssichernde Wirkungen hervorruft ist die Selbstreflexion. Die externe Beurteilung kommt erst danach. Man wendet das Instrument erst selbst intern an und dann erst erfolgt die Zertifizierung.
- Ein realistisches Benchmarking ist möglich. Es findet kein Vergleich mit möglicherweise zweifelhaften oder zu allgemeinen Kriterien statt, sondern mit den von FachkollegInnen entwickelten und in der Praxis akzeptierten Standards.
- Es werden sowohl Minimal- als auch Maximalstandards benannt. Das heißt, es findet ein Messen an dem statt, was man zum Zeitpunkt der Begutachtung in der Branche als Excellence (kaum noch verbesserbar) ansieht. Ausgehend von den Ergebnissen werden Verbesserungsvorschläge formuliert, die dem Unternehmen die Richtung vorgeben, in die es sich im Sinne einer Qualitätsentwicklung weiterentwickeln kann.
- Ein Vorteil ist auch die hohe Transparenz nach innen und nach außen. Auch GeldgeberInnen und Kunden können sehen, was das Unternehmen leisten kann und welche Anforderungen man an es stellen kann.
- Das Instrument ist nicht statisch. Es verknüpft den erreichten Standard an den Prozess fachlicher Weiterentwicklung. Nicht das formale Erreichen der Zertifizierung ist das Ziel, sondern die dadurch ausgelöste fachliche Weiterentwicklung.“
Evangelische Jugendsozialarbeit Bayern, Klaus Schenk
2005
- Verleihung des ersten Gütesiegels an Junge Werkstatt Augsburg
- Verleihung des Gütesiegels an Junge Arbeit Diakonie Hasenbergl
- Verleihung des Gütesiegels an Jugendwerkstatt Langenaltheim
2007
- Verleihung des Gütesiegels an Jugendwerkstatt Kulmbach
- Verleihung des Gütesiegels an Werkstatt R 18
- Verleihung des Gütesiegels an Ökomobil Garten- und Landschaftsbau
In den folgenden Jahren folgten weitere Audits weiterer AJS-Einrichtungen
- Differenzierung der Gütesiegelkriterien an die Angebotsformen in der AJS
• Gütesiegelkriterien betriebliche Angebote (4x Überarbeitung bis 2021)
• Gütesiegelkriterien dezentrale Angebote (3x Überarbeitung bis 2021)
2007
- Einführung einer Software zur Förderplanung comp.Ass der Firma ProSozial begleitend zum
großen Einzelprozess der Qualitätsoffensive: „Einrichtungsübergreifende - Förderplanentwicklung und computergestützte Dokumentation“
2011
- Vergleichbarkeit des Gütesiegels mit anderen Qualitätsentwicklungssystemen – Entwicklung eines Beurteilungssystems
- Gütesiegel (oder vergleichbares QM-System) wird zur Voraussetzung im Förderverfahrens der AJS
2012
- Einarbeitung von AZAV-Kriterien in das Gütesiegel mit dem Ziel, Kombi-Audits anbieten zu können
- zusätzliche Schulung der Gütesiegelauditoren als AZAV-Auditoren mit der Firma QZert, ab 2018 Firma Dekra
- Entwicklung eines Werbeflyers
- Einführung der Möglichkeit von Kombiaudits Gütesiegel und AZAV
2018
- Fachtag Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit Bayern
- Verleihung des Qualitätspreises an dreiEinrichtungen des Arbeitsweltbezogenen Jugendsozialarbeit für herausragende Leistungen:
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- Werkstatt R 18 München
- Jugendwerkstatt Langenaltheim
- Pro Arbeit Günzburg
2022
- Entwicklung neuer Gütesiegelkriterien für AsA/dezentrale Ausbildung/BaEkoop
- Leistungen im Bereich Gütesiegel (Stand 2022)
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- Jährliche Treffen der Auditor*innen zum Austausch, Evaluation der durchgeführten Audits und Weiterentwicklung der Auditierung der Einrichtungen der AJS
- Regelmäßige Schulungen für neue Qualitätskoordinator*innen
- Aufbauschulung für neue Auditor*innen
- Regelmäßige Schulungen für aktuelle Auditor*innen
- Vermittlung von Auditor*innen für die Durchführung interner Audits
- Beratung und Begleitung zur Neueinführung des Gütesiegels